„Er fürchtet nicht Amerika, er fürchtet den Ozean. Er ist gewohnt, durch weiter Länder zu wandern, aber nicht über Meere. Einmal, als seine Vorfahren ein Meer zu überqueren hatten, geschah ein Wunder, und die Wasser teilten sich. Wenn er durch den Ozean von seiner Heimat getrennt ist, so trennt ihn eine Ewigkeit von ihr.“
(Joseph Roth – Juden auf Wanderschaft, 1927)
Yam Lid
ים ליד
Kh’hob fargesn fargesn ale libste,
Kh’hob farlozt mayn eygn hoyz;
Kh’hob dem yam zikh opgegebn;
Trog mikh, yam, tsum muters shoys.
Un du, mayrev-vint getrayer,
Trayb mayn shif tsu yenem breg,
Vos mayn harts mit odler-fligl
Zukht shoyn lang tsu im a veg.
Breng mikh nor ahin besholem, —
Nokh dem fli zikh dir tsurik,
Grisn zolstu ale libste
Un dertseyl zey fun mayn glik.
Chaim Nachman Bialek
Das Lied vom Meer
Meine Liebsten habe ich vergessen
und mein eigenes Heim zurückgelassen,
Ich hab mich dem Meer übergeben,
Bring mich, Meer, zu der Mutter Schoß.
Und die Westwind, treuer,
Treib mein Schiff an jenes Ufer,
Wohin mein Herz mit Adlerflügeln
Schon so lange strebt.
Bring mich dahin in Frieden,
Danach flieg wieder zurück,
Grüß mir alle meine Liebsten,
Und erzähle Ihnen von meinem Glück.