Di grine kuzine

Die Goldene Medine, das goldene Land, war der Traum von über 2 Millionen jüdischen Immigranten aus Osteuropa, die, getrieben von Armut, Unterdrückung und Pogromen im zaristischen Russland, zwischen 1880 und 1924 in die USA kamen.

Oft mussten die „Grinen“, eine Bezeichnung für die Neueinwanderer im Gegensatz zu den alteingesessenen und schon etablierten Juden, feststellen, dass das Leben in New York unter erbärmlichen Wohn- und Arbeitsverhältnissen auch nicht besser war und sie vom Regen in die Traufe gekommen waren.

Der Text dieses Liedes geht auf J. Leiserowitz zurück, die Musik auf Abe Schwartz.

Di grine kuzine

די גרינע קוזינע

Tsu mir iz gekumen a kuzine,
sheyn vi gold iz zi geven di grine.
bekelekh vi royte pomerantsn,
fiselekh vos betn zikh tsum tantsn.

Herelekh vi zaydn veb gelokte,
tseyndelekh vi perelekh getokte.
eygelekh vi himl bloy in friling,
lipelekh vi karshelekh a tsviling.

Nisht gegangen iz zi nor geshprungen,
nisht gered hot zi nur gezungen.
lebedik un freylekh yeder mine,
ot azoy geven iz mayn kuzine.

Un azoy ariber zenen yorn,
fun mayn kuzine iz a tel gevorn.
peydez hot zi vokhenlang geklibn,
biz fun ir iz gornisht mer geblibn.

Haynt az ikh begegn mayn kuzine,
un ikh freg ir.z´makhstu epes grine?
Zift zi op un kh´leyen in ir mine,
brenen zol kolumbuzez medine!

trad.

Die „grüne“ Kusine

Zu mir kam eine Kusine,
schön wie Gold war sie, die „grüne“,
Bäckchen rot wie Apfelsinen,
Füßchen, die immer tanzen wollten.

Haare wie gelockte Seide,
die kleinen Zähne wie gedrechselte Perlen,
Augen wie der himmelblaue Frühling
und Lippen wie ein Paar Kirschen.

Nicht gegangen ist sie, nur gesprungen,
nicht gesprochen hat sie, nur gesungen,
Immer lebendig und fröhlich,
so war meine Kusine

Doch über die Jahre
ist aus meiner Kusine ein Wrack geworden,
Sie hat von der Hand in den Mund gelebt,
bis von ihr nichts mehr geblieben ist.

Wenn ich ihr heute begegne
und sie frage: was machst du noch so, grine?
Seufzt sie auf und ich lese in ihrer Miene:
Brennen soll Kolumbus‘ Land!