Klezmerwelten 2022 in Gelsenkirchen

Das alle zwei Jahre stattfindende Klezmerfestival in Gelsenkirchen wurde pandemiebedingt vom Herbst 2021 auf dieses Frühjahr verlegt. Es beginnt mit einem großen und feierlichen Eröffnungskonzert, mit dem für das Jubiläumsjahr (1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland) geschaffenen jüdischen Oratorium über das Leben der Glikl von Hameln, komponiert von Alan Bern, mit großem Orchester, Chor und Solisten am Sonntag, den 3. April 2022 im Schloss Horst in Gelsenkirchen.

Bis Ende Juni gibt es zahlreiche Konzerte mit  Josh „Socalled“ Dolgin, der Amsterdam Klezmer Band, Susi Evans und Silvia Csaranko, Alan Bern und Chilik Frank und vielen weiteren internationalen Perlen der Klezmerszene, sowie Vorträge zur ashkenasischen Kulturgeschichte. Abschließend findet ein einwöchiger Klezmer-Workshop für Kinder und Jugendliche in der Neuen Synagoge in Gelsenkirchen statt.

Link zur Seite der Klezmerwelten mit allen Infos

Link zum Programmheft der Klezmerwelten 2022 (PDF)

Einleitung auf klezmerwelten.de:

Als ob die seit nunmehr zwei Jahren andauernde Corona-Pandemie nicht schon genug gewesen wäre, blicken wir seit dem 24. Februar 2022 auf den Angriff russischer Truppen auf die Ukraine und damit auf einen Krieg mitten in Europa. Dies geschieht in einer Region, die bis heute für Jüdische Kultur, Religion, Sprache und Geistesgeschichte sehr wichtig ist. Viele Mitglieder der hiesigen jüdischen Gemeinschaft sind direkt von diesem Krieg betroffen, da sie aus der Ukraine stammen oder viele Freunde und Verwandte in der Region haben. Wir wissen heute, zum Redaktionsschluss am 8. März 2022, natürlich nicht, wie die Lage sein wird, wenn Sie dieses Programmheft aufschlagen. Dennoch möchten wir uns auf diese Ereignisse beziehen, die wir zum heutigen Tage als traumatisch und einschneidend empfinden.

Die Geschichte der jiddischen Musik und aschkenasischer Kultur lehrt uns immer wieder, dass sie nicht auf einen Staat, eine Region und noch nicht einmal auf einen Kontinent zu begrenzen ist. Sie hat ihren Ursprung auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands, in dem vor etwa 1000 Jahren der Beginn der jiddischen Sprache verortet wird. Sie erlebte ihre Blütezeit im Osteuropa des 19. und frühen 20. Jahrhundert, wurde im Holocaust beinahe vernichtet und war und ist trotzdem bis heute ein wichtiger Bestandteil jüdischer Identität im Süd- und Nordamerika des 20. und 21. Jahrhunderts.

Die jüdische Kultur Europas war immer grenzüberschreitend und transnational. Sie war daher nie an einen Nationalstaat gebunden, wurde aber häufig zum Opfer nationalistischer Ideen und ihrer schrecklichen Konsequenzen, vor allem im 20. Jahrhundert. Wenn uns dies eines lehrt, dann ist es, Kultur als ein Phänomen zu betrachten, dass unabhängig von Nationalstaaten existiert und von Menschen geschätzt wird, die inner- oder außerhalb dieser nationalen Grenzen leben. Möge sie uns heute lehren, nationalistischen Tendenzen des 21. Jahrhunderts energisch entgegenzutreten und Freiheit, kulturellen Austausch und gegenseitigen Respekt unabhängig von Herkunft und Zugehörigkeit zu verteidigen.

 


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