Die Kinder von Teheran
Über eine Million polnische Juden fliehen 1939 nach dem Überfall Nazideutschlands nach Osten in die Sowjetunion. Wie wurden sie dort aufgenommen? Nun, die Sowjetunion hatte gerade mit Deutschland den Hitler-Stalin-Pakt abgeschlossen, und das letzte, was man brauchen konnte, waren eine Million jüdische Flüchtlinge, aber in den Wäldern des Nordens wurden Arbeitskräfte gesucht. Also wurden sie in Arbeitslager und Gulags im Norden des Landes transportiert, wo viele an Unterernährung und Erschöpfung starben.
Im Jahr 1941, nachdem Hitler auch die Sowjetunion überfallen hatte, wurden die Flüchtlinge aus der Zwangsarbeit „freigelassen“ und zusammen mit vielen anderen polnischen und russischen „Evakuierten“ in die zentralasiatischen Republiken transportiert, v.a. nach Usbekistan und Kasachstan. Auch hier fielen viele dem Hunger und dem Fleckfieber zum Opfer.
„Tehran Children“, so nannte man die polnischen Kinder, die es auf diesem Weg weiter in den Iran und von dort schließlich nach Palästina schafften.
Mikhal Dekel erzählt die bewegende Geschichte ihres Vaters, der 1939 als Kind mit seiner Familie aus dem polnischen Ostrów Macowiecka flieht und 1943 im Kibbuz En Charod in Palästina ankommt. Dazu hat sie selbst 12 Jahre lang recherchiert und ist in Polen, Russland, Usbekistan und Israel seinen Spuren gefolgt (als israelische Staatsbürgerin konnte sie in den Iran nicht einreisen). Und hat damit ein weitgehend unbekanntes Stück Zeitgeschichte recherchiert und erstmalig so gründlich dokumentiert.
„Ich hatte mir die Geschichte meines Vaters anfangs an beispiellos und zutiefst individuell vorgestellt; dann hatte ich erkannt, dass sie eine von Hunderttausenden ganz ähnlichen Geschichten polnisch-jüdischer Flüchtlinge war. Aber die Geschichte seiner Migration nach Zentralasien war eine von Millionen, ein winziger Bestandteil der größten Bevölkerungsbewegung in der Geschichte der Sojwetunion… Es handelte sich um eine Geschichte ohne Bezugsrahmen, eine Geschichte, für die ich selbst den Bezugsrahmen schreiben sollte.“
„Die Kinder von Teheran“ ist ein faszinierendes Buch, ein sehr persönliches Buch wie auch ein unschätzbares neues Stück Zeitgeschichte.