Max Fürst – Gefilte Fisch
Eine jüdische Familie in Königsberg, eine Familie, die nicht betont jüdisch ist, sondern wie die meisten anderen auch deutsch, konservativ und gutbürgerlich. Ein einziger Sohn neben vier Schwestern, der gegen die Erwartungen seines Vaters rebelliert, das Gymnasium schmeißt und eine Tischlerlehre beginnt. Das ist die Thematik dieses wunderbaren autobiografischen Romans von 1973.
Max Fürst
Max Fürst wurde 1905 in eine gutbürgerliche und wohlhabende Familie in Königsberg geboren. Schon 1920 trat er, zusammen mit seinem Jugendfreund Hans Litten, der deutsch-jüdischen, sozialrevolutionären Gruppe „Schwarzer Haufen“ bei.
Später verließ er das Realgymnasium und absolvierte eine Tischlerlehre. 1925 verließ Max Fürst Königsberg und ging nach Berlin, wo er seine politische Arbeit fortsetzte. 1933 wurden er und seine Frau Margot verhaftet und kamen zunächst in Gestapohaft und dann ins KZ Oranienburg. Nach ihrer Entlassung flohen sie 1935 nach Palästina.
Zionismus und jüdischer Nationalismus entsprachen nicht seiner Weltanschauung und schon 1950 kehrten Max und Margot Fürst zurück nach Deutschland, wo er, zuletzt in Stuttgart, bis zum seinem Tode im Jahr 1978 als Schriftsteller, Künstlehrer, Tischler und Möbelrestaurator arbeitet.
Gefilte Fisch
„Der gefilte Fisch ist eigentlich ein jüdisches Nationalgericht: Man nimmt die Gräten heraus und füllt ihn dann mit lauter guten Sachen. Bei diesem – Gefilten Fisch – sind die Gräten leider drin geblieben. Die Probleme der Deutschen, der Juden, der deutschen Juden, der Schule, der Lehrzeit sind hineingepackt und zusammengebunden in der Erzählung von meiner Jugend, meiner Familie und meinen Freunden.“
Max Fürst erzählt bildhaft und ausführlich über die bürgerliche Wohnung in Königsberg, die Familie, die Stadt Königsberg der 20er Jahre, die Situation der Juden in dieser Zeit, das Gymnasium mit seinen verlogenen, deutschnationalen Lehrern zur Zeit des 1. Weltkrieges, über die Härten seiner Tischlerlehre und von tagelangen Wanderungen durch weite Landschaft der Kurischen Nehrung mit den Kameraden der Jugendbewegung – und wie er schließlich das alles verläßt und nach Berlin geht.