100 Jahre Astor Piazzolla
In jedem Genre gibt es Musiker, Virtuosen und Komponisten, die den jeweiligen Stil interpretieren, voranbringen und erweitern. Und ganz selten kommt einer, der noch weiter geht, die Grenzen sprengt und ein neues Genre erschafft. Bill Monroe sprengte die Grenzen von Oldtime und Country und erschuf den Bluesgrass. Und Astor Piazzolla erschuf den Tango Nuevo.
Vor 100 Jahren, am 11. März 1921 wurde er als Kind italienischer Einwanderer in Mar del Plata, Argentinien, geboren. Als kleines Kind kam er mit seinen Eltern nach New York, wo er sich schon früh für Musik begeisterte und Klavier und später Bandoneon lernte. Er spielte klassische Musik und Jazz, liebte Johann Sebastian Bach und Strawinski – Tango nicht so sehr.
1934 stand er mit dem damals weltberühmten Carlos Gardel in einer Nebenrolle für den Film „El día que me quieras“ auf der Bühne. 1937 kehrte die Familie nach Buenos Aires zurück. Hier sah der junge Astor zum ersten Mal mit dem Ensemble Elvino Vardaro wie der Tango auf der Bühne ganz anders als in der traditionellen Weise gespielt wurde. Er lernte Komposition und schrieb Sinfonien und Kammermusik und auch ein paar Tangos, blieb jedoch mäßig erfolgreich.
1954 bekam er ein Stipendium und ging nach Paris. Als er bei der weltberühmten Musikpädagogin Nadia Boulanger vorspielte, fand sie alle seine Bemühungen am Klavier eher hölzern, bis er anfing, Tango zu spielen. „Das ist der wahre Piazzolla – verlasse ihn niemals“ – so lautet ihr berühmter Ausspruch. Piazzolla warf daraufhin alle Vorbehalte und Minderwertiskeitskomplexe über Bord und widmete sich von da an ganz dem Tango.
Zurück in Buenos Aires gründete er 1955 das „Octeto de Buenos Aires“ – mit E-Gitarre und einer Musik, die mit dem alten Tango nicht mehr viel zu tun hatte, nicht zum Tanz sondern für die Bühne gespielt wurde und oft mehr Jazz und Klassik war. Die Anfeindungen von Seiten der Traditionalisten waren enorm, in Konzerten wurde lautstark der „echte Tango“ gefordert und teilweise konnte er sich kaum auf die Straße trauen. Auch der wirtschaftliche Erfolg stellte sich erst spät ein. Nicht zuletzt dazu beigetragen hatte Grace Jones mit Ihrer gesungenen Pop-Version von „Libertango“ im Jahr 1982.
Unermüdlich arbeitete er bis zu seinem Tod am 4. Juli 1992 in Buenos Aires. Er hinterließ mehr als 300 Tangos und viele von seinen Werken sind heute Klassiker und Standards, sowohl für Tangogruppen, als auch für Solisten und Orchester, wie „Adio Nonino“, „La muerte del angel“, „Tristezas de un doble A“ oder „Oblivion“.
Auch in seiner Heimat Argentinien fand er späte Anerkennung und wird dort heute als Nationalheld verehrt.
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