Joseph Roth und André Kaminski
Joseph Roth und André Kaminiski – das sind zwei ganz verschiedene jüdische Schriftsteller aus zwei Generationen, die aber beide in zahlreichen Romanen, Essays und Erzählungen anschaulich das jüdische Leben in Osteuropa Anfang des letzten Jahrhunderts beschreiben.
Nächstes Jahr in Jerusalem
Letztens fiel mir ein Roman in die Hände, den ich mit Vergnügen gelesen habe: André Kaminskis „Nächstes Jahr in Jerusalem“, eine jüdische Familiensaga aus dem von Krieg und Revolution erschütterten Osteuropa vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg. In der Hauptrolle: die arme Familie Rosenbach aus Stanislau und die reiche Familie Kaminski aus Warschau mit all ihren kuriosen und skurrilen Vertretern. Und am Ende ist es natürlich eine Liebesgeschichte, und zwar eine mit Happy End: der draufgängerische Herschele Kaminski und die schöne und selbstbewußte Malwa Rosenbach heiraten und bekommen einen Sohn namens André – der dann später die Geschichte erzählen wird: jüdisches Leben mit all seinen Eigenschaften, Besonderheiten und Problemen in Warschau, Wien und Amerika zu Beginn des letztes Jahrhunderts, erzählt mit viel Humor, Witz und Ironie.
André Kaminski
André Kaminski wurde 1923 in Genf geboren und wuchs in Zürich auf. Als überzeugter Sozialist ging er 1950 ins Land seiner Vorfahren, ins nun sozialistische Polen. 1968 wurde er von hier ausgebürgert und ging zurück nach Zürich, wo er 1991 starb. Seine stark autobiographisch gefärbten Romane und Erzählungen entstanden zwischen 1983 und 1990.
Joseph Roth
Eine Generation älter ist Joseph Roth, geboren 1894 in im jüdischen Shtetl Brody in der Ukraine als Sohn eines orthodox-chassidischen Juden. Er studierte in Wien und Lemberg und schrieb zahlreiche Romane, die seine Zeit und sein Umfeld widerspiegeln. Sein vielleicht bekanntestes Werk ist „Hiob“ (1930). 1933 emigrierte bzw. floh er nach Frankreich. Dort starb er 1939 verarmt und alkoholkrank an einer Lungenentzündung.
Juden auf Wanderschaft
Aus Joseph Roths Essay „Juden auf Wanderschaft“ (1927) lese ich bei unseren Konzerten – vor dem „Yam Lid“ – oft einen Abschnitt über die Abneigung der ostjüdischen Emigranten gegen die Schiffsreise und ihre Angst vor dem Meer. Wer sich für die Zeit, die Gründe für die massenhafte Emigration der Ostjuden zu Anfang des letzten Jahrhunderts, für die Lebensumstände in der alten und der neuen Welt interessiert, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.
„Er fürchtet nicht Amerika, er fürchtet den Ozean. Er ist gewohnt, durch weiter Länder zu wandern, aber nicht über Meere. Einmal, als seine Vorfahren ein Meer zu überqueren hatten, geschah ein Wunder, und die Wasser teilten sich. Wenn er durch den Ozean von seiner Heimat getrennt ist, so trennt ihn eine Ewigkeit von ihr.“
(Joseph Roth – Juden auf Wanderschaft, 1927)
„Inzwischen wird es Ihnen klar sein, daß wir großen Katastrophen zutreiben. Abgesehen von den privaten – unsere literarische und materielle Existenz ist ja vernichtet – führt das Ganze zum neuen Krieg. Ich gebe keinen Heller mehr für unser Leben. Es ist gelungen, die Barbarei regieren zu lassen. Machen Sie sich keine Illusionen. Die Hölle regiert.“
(Joseph Roth an Stefan Zweig, 30. Januar 1933)
Lieber Daniel
Danke für Dein Beitrag!
Brody- ich war dort.
Ende 19- Anfang 20 JH – das war kein Stetl in der Sinne- ein kleines unbed.jüd. Städchen . Dort stand Militär ( Grenze zum russischen Reich) und das war zweite nach Lemberg oder dritte nach Cernovitz Stadt in dem Gebiet mit allem drum und dran. Roman „Radetzky M arsch “ beschreibt Brody.
Es gibt heute ein Josefs Roth Museum.