Messias und Christus vor den Toren von Rom

Esther’s Cabaret: Moshiach later / Nisht geshtoygn, nisht gefloygn

In dem Cabaret „Moshiach later / Nisht geshtoygn un nisht gefloygn“ (Esther’s Cabaret, 2019) geht es um essentielle Fragen: die Sehnsucht nach dem Erscheinen des Messias, wie wird er kommen?, wer wird der Esel sein, auf dem er reitet und wird es überhaupt ein Esel sein?, wird es wirklich gut sein, wenn er kommt?

Und was passiert, wenn sich der jüdische Messias und Jesus Christus treffen?

Die folgende Szene ist inspiriert von Sholem Asch’s jiddischer Erzählung „In einer Karnevalsnacht“ von 1912.

Rom im Mittelalter.

Mendy Cahan spielt den Sholem Asch, Insasse einer Nervenheilanstalt, und gleichzeitig den jüdischen Messias, der immer noch auf sein eigenes Kommen warten. Es tritt auf Jesus Christus (Amitai Kedar), der nach Jahrhunderten vom Kreuz gestiegen ist, um seinen jüdischen Brüdern und Schwestern beizustehen, die in den Karnevalsnächten von ihren christilichen Nachbarn verfolgt und verprügelt werden. Und es entspinnt sich ein ziemlich skurriler Dialog zwischen den beiden.


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Nisht geshtoygn, nisht gefloygn

Leicht zu übersetzen ins Deutsche: „nicht gestiegen, nicht geflogen“, aber was heißt das? Es ist eine gängige jiddische Redensart und bedeutet soviel wie „völliger Unsinn“, „Bullshit“. Es bezieht sich auf den christlichen Jesus, der angeblich vom Kreuz gestiegen und in den Himmel geflogen sein soll. In Zeiten, in denen es für Juden lebensgefährlich war, die Existenz und Göttlichkeit von Jesus Christus anzuzweifeln, hätte man vielleicht eine unverständlichere, eine hebräische Redewendung benutzen können. Es zeugt von Humor und Chuzpe, dass eine Redewendung gebraucht wurde, die christliche und deutschsprachige Nachbarn zwar verstehen, aber dennoch nicht deuten konnten. Mehr dazu in Michael Wex‘ Buch „Born to kvetch“.

Viele jiddische Wörter haben weitere Bedeutungen erhalten, und sind so oft unverständlich, obwohl das deutsche Ursprungswort eindeutig zu sein scheint. Z.B. bedeutet „kvetshn“ auch „quetschen“, v.a. oder nörgeln oder sich beklagen. Und ein „mentsh“ ist nicht nur einfach ein Mensch, sondern ein aufrichtiger, guter und wahrer Mensch.

Sholem Asch

Sholem Asch (1880 Kutno, Polen – 1957 London) war einer der bedeutendsten Schriftsteller und Dramatiker in jiddischer Sprache. In seinem Spätwerk schrieb er biografische Romane über Jesus, Paulus und Maria und bemühte sich um eine Annäherung zwischen Judentum und Christentum. Dafür wurde von orthodox-jüdischer Seite teils heftig angegriffen und abgelehnt.


Hier noch ein Trailer zu dem ganzen Cabaret:


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