Hans David Tobar – ein jüdischer Karnevalist
Hans David Tobar (geboren 1888 in Köln, gestorben 1956 in New York City) war als Kabarettist und Krätzchensänger ein fester Bestandteil im kölschen und im rheinischen Karneval der 20ger Jahre. 1933 wurde er, wie die meisten jüdischen Künstler, mit einem Berufs- und Auftrittsverbot belegt, 1939 floh er in die USA.
Anläßlich einer Gedenkfeier („Hommage an Hans Tabor“), veranstaltet vom Kavod e.V. am 24. Februar im Lern- und Gedenkort Jawne in Köln, schrieb die Vorsitzende des Kavod e.V., Maria Heer, folgenden Erinnerungstext:
Hans David Tobar wiederentdeckt
Wer weiß schon, dass im vorigen Jahrhundert jüdische Karnevalisten wesentlich zum Brauchtum in der „5. rheinischen Jahreszeit“ beitrugen? Die großen Karnevalsgesellschaften hüllen sich in Schweigen – aus gutem Grund: als die Nazis die Macht ergriffen hatten, ließen sie ihre Mitglieder und Bühnenpartner fallen. Jüdische Sänger, Autoren, Schauspieler durften nicht mehr auftreten, sie mussten fliehen oder wurden deportiert. Sind sie nun vergessen?
Der Kölner Verein „KAVOD e.V.-Freunde Jüdischer Kultur“ wollte einem von ihnen Gesicht und Stimme zurückgeben mit einer „Hommage für Hans David Tobar“. Jüdische und nichtjüdische Kölner, kostümiert oder dem Karneval eher fernstehend, kamen im Lern- und Gedenkort Jawne zusammen, um zu feiern im Geist der Jahre vor 1933. Auf allen Bühnen der Stadt standen damals jüdische Künstler und begeisterten das Publikum mit Liedern, Geschichten und Kölnseligkeit.
Einen Mittelpunkt bildete Hans David Tobar, Sohn eines Friedhofsgärtners aus Köln-Ehrenfeld. Er hat unzählige Stücke geschrieben, führte Regie und trat als Schauspieler auf, er komponierte, dichtete und sang – dann floh er in die USA, und nur ein schmaler Nachlass von ihm ist übrig gerblieben. Aber es gibt Bilder, die – von Ulrich Popp bearbeitet, – Tobar dabei sein ließen, als alte Lieder und Erzählungen die Karnevalszeit vor100 Jahren ins Heute holten. Bella Liebermann trug die einzigen Liedverse vor, die von Tobar erhalten sind, und alle gemeinsam, mit Dina Goncharova am keyboard, sangen das Lied zu diesem Text: „Nütze die Zeit, denn wie bald musst Du geh`n, frag nicht, belächle der anderen Fragen, denn nur vielleicht gibt`s ein Wiederseh’n.“