Spurensuche am jüdischen Friedhof in Solingen

Es gibt, glaube ich, keine Worte, die meine Gefühle ausrücken können, aber zum mindesten kann ich sagen, dass ich tief gerührt war und immer noch bin über den Inhalt des Briefes… Sie haben mir mit Ihren Zeilen den Glauben an die Menschen wiedergegeben.

Ilse Shindel, London

Der Friedhof

Jüdischer Friedhof in SolingenDer jüdische Friedhof am Estherweg spiegelt 120 Jahre Bestattungskultur der Solinger Synagogengemeinde wieder. Eine jüdische Begräbnisstätte in Solingen wird bereits um 1718 erwähnt. Der älteste erhaltene Grabstein stammt aus dem Jahr 1820. Die letzte Beerdigung fand 1941 statt. Seitdem gilt der Friedhof als geschlossen und ist heute öffentlich nur noch im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen zugänglich.

Seit der Zerstörung der Solinger Synagoge im November 1938 ist der Friedhof am Estherweg das einzige und letzte öffentlich sichtbare Zeugnis der früheren jüdischen Gemeinde. Ein Gedenkstein erinnert an den in der Pogromnacht ermordeten Redakteur Max Leven, Zusatztafeln auf den Grabsteinen erinnern an deportierte und ermordete Angehörige.

Im Herbst 1987 übernahm die Städtische Gesamtschule Solingen (heute Alexander-Coppel-Gesamtschule) die Patenschaft über den Friedhof. Seither wird er von der „AG Jüdischer Friedhof“ gepflegt. Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler haben sich auf diese Weise bereits mit der Geschichte und der Kultur der ehemaligen Jüdischen Gemeinde auseinandergesetzt. Neben den Pflegearbeiten auf dem Friedhof ist einer ihrer Arbeitsschwerpunkt der Briefkontakt mit geflüchteten Solinger Juden oder deren Nachkommen.

Mit seinen alten, vermoosten Grabsteinen, seinen zugewachsenen Wegen, seinen hohen Bäumen erschien mir der Friedhof als ein fast magischer Ort, der Ruhe und Würde ausstrahlte.

Spurensuche

„Alte Spuren – neue Wege“

Flyer SpurensucheAm 29. Mai 2018 jährt sich zum 25. Mal der Brandanschlag auf eine türkische Familie in Solingen. Dies nahm das Netzwerk, das sich schon vor fünf Jahren zum 20. Jahrestag mit „Solingen – eine Spurensuche“ des Themas angenommen hatte, zum Anlass, erneut an wechselnden Solinger „Tatorten“ die Hintergründe von rassistischer Gewalt gegen Menschen zu zeigen. Hierdurch wurde für Zuschauer wie Projektbeteiligte eindringlich der Bezug zu den Orten der eigenen Stadtgeschichte hergestellt. Die Anreise zu den verschiedenen Orten erfolgte mit Bussen der SWS.

Am „Tatort“ Jüdischer Friedhof stellten fünf Schülerinnen und Schüler der Alexander-Coppel-Gesamtschule ihr Projekt vor und lasen aus Briefen vor, die sie von Angehörigen erhalten haben. Wir vom Odessa-Projekt bildeten den musikalischen Rahmen. Als wir ankamen, regnete es in Strömen und die ganze Veranstaltung drohte im Wasser und Matsch zu versinken. Die Idee, über 60 hölzerne Gedenktafel und Kerzen dazu aufzustellen, hatte Organisator Michael Sandmöller schon begraben müssen.

Als aber die Besucher ankamen, die Lesung und die Musik begannen, beruhigte sich das Wetter und es wurde eine sehr schöne Veranstaltung. Sehr beeindruckt hat mich das Engagement der Jugendlichen und ein besonderer Dank geht an Michael Sandmöller und die Organisatoren von der Cobra in Solingen.

 

 

Spurensuche: www.facebook.com/Spurensuche-Solingen-414142125705814

Der jüdische Friedhof: juedischer-friedhof-solingen.de

Odessa-Projekt: odessa-projekt.de

Nachtrag:

Solinger Tageblatt: Die Spurensuche setzt deutliche Zeichen gegen rechte Gewalt (02.06.18)

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