Flucht vor dem Hakenkreuz
Unser erstes Treffen war bei einem Konzert in der ehemaligen Synagoge Tietz-Rödingen, ein kleiner Raum, aber gut gefüllt und ein sehr schönes Konzert. In der ersten Reihe fiel mir eine Dame auf, sehr klein, sehr alt, gepflegt, geschminkt und elegant gekleidet. Nach dem Konzert stellte sie sich als Faye Cukier vor, Schriftstellerin aus Philadelphia, und die sagte diesen Satz, der mich sehr berührte: „Sie haben mein jüdisches Herz glücklich gemacht.“
Dieses Frühjahr, fast zwei Jahre danach, war sie wieder da, bei einem Konzert im Café Goldmund in Köln. Und wir erfuhren etwas mehr von ihr: geboren in Köln, nach dem Krieg emigriert in die USA, in den letzten Jahren pendelnd, aber doch mehr und mehr wieder in Köln ansässig. Ihr Buch, von dem sie beim ersten Treffen erzählt hatte, war mittlerweile fertig und auch ins Deutsche übersetzt: „Flucht vor dem Hakenkreuz“.
Es beginnt mit der Emigration von Köln nach Antwerpen, die sie als junges Mädchen erlebt. Es folgen Flüchtlingstreck, Internierung, und schließlich Leben im Verstreck und im Untergrund in Antwerpen und Brüssel. Spannend, sehr direkt, manchmal etwas chaotisch, fast wie ein Tagebuch geschrieben erinnert es an das Tagebuch der Anne Frank, allerdings mit Happy End – wenn das das eigene Überleben angesichts aller ermordeten Freunde und Verwandte denn als Happy End bezeichnen mag.
Ein sehr eindrückliches Zeitzeugnis, das ich nur weiterempfehlen kann!
emons-Verlag, ISBN 978-89705-987-0